Auf den Spuren der Kreuzritter

Veröffentlicht auf von yerushalayimshelzahav

Die letzte Woche war von der Exkursion zu Kreuzfahrerstätten geprägt. Am Montag waren wir erst rund um Jerusalem unterwegs, ab Dienstag in Galiläa, wozu wir wie im November im Priorat in Tabgha am See Genezareth wohnten und wurden auch durch die Baustelle des neuen Klosters geführt. Als wir in Tabgha ankamen, war für viele der erste Weg, den sie gingen, der an den See, wo man Ruhe hat, die Vögel kreischen, die Fische plätschern hört. In einer Morgenmesse stellte der Direktor des Hilfswerkes misereor das diesjährige Hungertuch vor.
Hier ein kurzer Einblick in die verschiedenen Stätten, die wir besuchten:
Ramla: Eine arabische Stadt (ramel = Sand), in der wir die älteste Kreuzfahrerkirche sahen. Heute wird der gotische Bau als Moschee genutzt, ist also sowohl vom Raum her (portal zugemauert, Nische Richtung Mekka in Seitenwand) als auch farblich (grün-türkis, Kapitelle silbern lackiert) umgestaltet. In der Helenazisterne, einem unterirdischen Wasserreservoir, konnten wir zwischen kreuzfahrerzeitlichen Pfeilern Paddelboot fahren, ein Riesenspaß! Die „weiße Moschee“ ist lediglich eine Ruine einer einst 13schiffigen Moschee, hat aber noch ein Minarett, was einem Glockenturm ähnelt und von dem aus man eine gute Sicht auf die recht weiße Stadt Ramla hat. In den Straßen Ramlas fühlten wir uns wie in Italien mit seinen Gassen, der Sonne, den Läden... 
Lydda: Hier, nahe Ramla, besuchten wir die Kirche, in der das Grab des Hl. Georg (der legendenhafte Töter des in der Nähe hausenden Drachen, der in Wirklichkeit als römischer Soldat das Martyrium erlitt) verehrt wird.
Latrun: Neben dem Trappistenkloster (herrlich gelegen, herrlich ruhig) picknickten wir. Dann empfingen uns direkt nebenan die Brüder der Christus-Bruderschaft, einer ökumenischen geistlichen Gemeinschaft, die aus Deutschland stammt und in der auch Ehepaare leben, und führten uns über ihr Gelände mit Resten einer Templerburg. Die Berge grünen so herrlich!
Emmaus Nikopolis: Nicht weit davon entfernt, ebenfalls an der antiken Straße vom Mittelmeer nach Jerusalem gelegen, besuchten wir den Ort mit der längsten Emmaus-Jünger-Tradition (neben Qubeibe und Abu Gosh, wo wir ebenfalls schon waren). Hier lebt die Gemeinschaft der Seligpreisungen bei den Ruinen einer Kreuzfahrerkirche, die auf den Resten einer alten Kirche erbaut wurde. Ein Highlight war das Ernten, Knacken und Essen von Mandeln vom Mandelbaum.
Herberge zum Barmherzigen Samariter: Hier bauten die Kreuzfahrer eine Festung zur Überwachung des Weges nach Jerusalem. Ein Wettrennen auf den Hügel hinauf mit teilweise 40% Steigung am frühen Morgen stellte sich oben als unkluge Idee heraus... Auf dem Platz, auf dem die Kirche zur Erinnerung an den Barmherzigen Samariter stand, ist jetzt ein schönes Mosaikenmuseum. An der Stelle des Altares steht jetzt ein Rednerpult. Eine Reformierte, eine Lutheranerin und ein Katholik stellten sich rund herum und ahmten eine typische Position eines Vorstehers nach – die Reformierte mit einem Buch in der Hand, die Lutheranerin predigend, der Katholik Richtung Apsis gewandt und Daumen- und Ringfinger zusammengenommen wie nach der Wandlung. Welch ökumenisches Zusammenwirken!
Auf der Weiterfahrt von Richtung Norden wurde unser Bus am Checkpoint am Übergang vom Westjordanland zum israelischen Kernland heraus gewunken und 20 Minuten auf Sprengstoff untersucht.
Belvoir: Eine Kreuzfahrerburg, innerhalb von 3 Jahren gebaut, hoch über der Ebene. Äußere und innere Burg waren jeweils mit 3m dicken Mauern umgeben und durch viele andere Details war sie uneinnehmbar. Eine Musterburg für den Kreuzfahrerstil.
Ankerkirche: Über Tiberias und dem See errichteten Christen unter muslimischer Herrschaft eine Kirche. Den Namen hat sie von einem Stein, der vor dem Altar liegt, der wie ein Ankerstein aussieht und wohl mit dem Leben Jesu in Verbindung gebracht wurde.
Maimonides-Grab: Der bedeutende jüdische Philosoph Moses Maimonides (12. Jahrhundert) ist in Tiberias begraben.
Bar’am: Eine gut erhaltene Synagoge aus dem 1. Jahrhundert ist hier ausgegraben. Nebenan ist ein 1948 verlassenes arabisches Dorf zu sehen. Der Erzbischof von Akko lebte als Kind hier und beschreibt die Ereignisse in einem Buch: Israelische Soldaten kamen und sagten, das Dorf sei in Gefahr, deshalb müssten die Bewohner fliehen. Als diese nach zwei Wochen zurückkehren wollten, wurden sie von den Soldaten vertrieben. Sie fliehen in ein nahegelegenes Dorf. Hier wurden viele Einwohner (aus Gründen, die mit ihrer Ethnie und Religion zusammenhängen?) schon getötet und in Massengräbern verscharrt. Nach einiger Zeit wurden auch die Männer der neuangekommenen Familien aus Bar’am deportiert und nie mehr gesehen.
Rosh haNiqra: Ein Fels am Meer– durch diesen Fels führte ein Tunnel in den Libanon, der von Israelis gesprengt wurde. Durch das Felsmassiv kann man über und zwischen dem Meer hergehen.
Montfort: Eine Burg des Deutschen Ordens auf einem Berg (wo auch sonst). Vom gegenüberliegenden Berg wanderten wir durch die so schöne grüne Natur dort hinauf, die Überquerung des Flusses im Tal geriet zur wahrhaft feuchtfröhlichen Angelegenheit.
Safed (Zphat): Eine ultraorthodoxe Stadt, die von Briten als arabische Stadt vorgesehen war. Hier stehen noch Reste einer riesigen Kreuzfahrerburg (Wall = 850m). In der Stadt gibt es ein eigenes Synagogenviertel. Die Buchstaben des Stadtnamens Z – P – T werden auch als Abkürzung von Zizit (die Kordeln des Gebetsschals), Pot (die Schläfenlocken) und Tefillin (Gebetsriemen) gedeutet.
Drusenheiligtum: In der Nähe von Tabgha, oberhalb von Magdala, befindet sich ein Drusenheiligtum, in dem das Grab Jitros, des Schwiegervaters von Mose (Ex 3,1) verehrt wird. Drusen sind eine Abspaltung vom Islam.
Hörner von Hattin: Hier schlug Saladin die Kreuzfahrer 1187 vernichtend. Vorgeschichte und Schlachtverlauf stellten wir in einem Theaterstück dar, welches der Kommilitone, welcher uns führte, geschrieben hatte.
Bahai-Gärten in Akko: Die Bahai gehen von einer immer neuen Offenbarung zu verschiedenen Zeiten aus, erkennen deshalb auch andere Religionen an. Der letzte Offenbarer und Stifter der Bahai-Religion starb 1892 und ist hier in einem Schrein begraben, in Haifa ruht der, der ihn angekündigt hatte. Sie bezeichnen sich mit 5 Millionen Mitgliedern selbst als Weltreligion und wollen die Einheit der Menschheit in Frieden, Gleichheit und Gerechtigkeit verwirklichen.
Akko: Hier besuchten wir die Kreuzfahrerzitadelle und den Templertunnel, der durch die Stadt führt. Es stürmte und regnete, sodass die Wassermassen gegen die alte Mauer wogen.

Es war eine schöne, abwechslungsreiche und entspannte Exkursion ins schöne und grüne Galiläa.

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