Frohes Neues! – Schanah towah!

Veröffentlicht auf von yerushalayimshelzahav

„Gutes Jahr!“ heißt „Schanah towah“ wörtlich übersetzt. Die Juden feierten am Donnerstag den 1. Tag des ersten Monats ihres Jahres (Rosch haSchanah – Beginn des Jahres) und gedachten dabei der Erschaffung der Welt.

Zu siebt gingen wir mittwochs abends (analog zum „Silvesterabend“) in eine „modern-orthodoxe“ Synagoge. Sie ist wohl national-religiös ausgerichtet – dies erkennt man an den Kippot, den Kopfbedeckungen, die wie gehäkelt sind und mit einer Klammer befestigt werden, außerdem sprachen die Bilder im Vorraum eine eindeutige Sprache. Kurz vor 18 Uhr ertönten in der Stadt die Sirenen, um den Beginn des Festes zu verkünden. Um 17.52 Uhr zündeten die Hausmütter zu Hause die Kerzen an, die am Vorabend jedes Festes angezündet werden. Langsam kamen dann immer mehr Gottesdienstteilnehmer. Die Synagoge ist in einem Kulturzentrum beheimatet. Der Gottesdienst wurde in einer großen (Mehrzweck-)Halle mit Bühne gehalten, auf der nun der Torahschrein stand. Zuerst wurde gebetet, wobei die Männer- und die Frauenseite durch einen halbdurchsichtigen Vorhang getrennt waren. Zur Ansprache der Rabbinerin wurden die Vorhänge beiseite geschoben. Danach folgten noch 20 Minuten von Gebeten: Der Kantor gab den Einsatz, woraufhin alle einsetzten und auswendig oder aus dem Gebetbuch leise und durcheinander beteten. Es waren vor allem Psalmen und Lieder zur Ehre Gottes und die Bitte, Zion zu beschützen, soweit ich es verstanden habe. Einige Lieder mit beeindruckenden Melodien wurden auch gesungen. Man konnte während des Gottesdienstes rausgehen, umhergehen, einander begrüßen, sich umschauen, wir wurden freundlich begrüßt und zu noch freien Plätzen geleitet – ungefähr wie in der orthodoxen Liturgie, ganz anders als in der katholischen Liturgie. Dass wir noch nie da waren, erkannte man auch an unserer Kleidung – wir waren im Anzug overdressed. Nach dem Gottesdienst (er dauerte nur ca. 1h, das ist wenig) hörte man auch in den Gesprächen zwischen Gemeindemitgliedern viel Englisch- es scheint hier international zu sein. Unser Gasthörerehepaar lud uns dann noch zu einem traditionellen Rosch haSchanah-Kuchen (quasi Bienenstich) und den traditionellen Äpfeln mit Honig ein.

Als wir dann gegen 20.30 Uhr die Klagemauer besuchten, war sie leer wie noch nie. Von anderen hörten wir aber, dass sie am späten Nachmittag überlaufen gewesen sein muss.

Es heißt zwar „Mein haus soll ein Gebetshaus für alle Völker sein.“ (Jes 56,7 ; Mt 21,13; Mk 11,17; Lk 19,46), aber für mich ist die Klagemauer bisher noch kein besonderer Gebetsort geworden.

Die dominierende Farbe war weiß an diesem Tag.

Mittwoch Nachmittag sah ich aus meinem Fenster höchstens 1km weit – ein Sandsturm tobte im Tal. Kein Wirbelsturm, es war halt mehr Sand als normal in der Luft, passiert ist nichts.

Die Vorlesungen bei Prof. Schnocks sind seminarartig – wir sprechen über die Texte und diskutieren, kein reier Vorlesungsstil. Ähnlich macht es Prof. Rahner. Dies eignet sich hier wohl besonders.

Auf unserer ersten Versammlung zum Thema Ökumene wurde deutlich, dass es sehr verschiedene Ansichten und Erwartungshaltungen gibt, nicht nur zwischen den Konfessionen.

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